Der Bücker-Kreuzweg an der Ems
Eindrücklich und überlebensgroß stehen sie da, die Skulpturen des Künstlers Heinrich Gerhard Bücker. Insgesamt 12 Stationen hat er in den Jahren 1960 bis 1975 für den Passionsweg an der Ems in Telgte geschaffen. Bewusst ausgelassen wurden von den sonst üblichen 14 Kreuzwegstationen der zweite. und dritte Fall Jesu unterm Kreuz und die Darstellung Marias mit dem toten Jesus auf dem Schoß. Letzteres ist ja bereits im Telgter Gnadenbild dargestellt und die entsprechende Kreuzwegstationen sollte nicht dazu in Konkurrenz treten. Ergänzt wurde von Bücker eine Auferstehungsstation.
Für viele Wallfahrer*innen und Pilger*innen gehört zu einem Besuch des Telgter Gnadenbildes das anschließende Beten, Betrachten oder meditierende Gehen des Kreuzweges dazu.
In unserem Schriftenstand im Turm der Clemenskirche, im Pilgerhaus (Bernsmeyerhaus) an der Ems und im Pfarrbüro erhalten sie Gebetshefte, um den Kreuzweg an der Ems zu beten.
Besonders für Familien haben wir auch einen Actionbound zum Kreuzweg angelegt. Dazu sollten Sie sich am besten zu Hause die App Actionbound aus dem Apple App-Store oder aus dem Google Play-Store herunterladen und mit dieser den QR-Code hier oder am Beginn des Kreuzweges einscannen.
Kreuzwegtexte und Actionbound
Für viele Wallfahrer*innen und Pilger*innen gehört zu einem Besuch des Telgter Gnadenbildes das anschließende Beten, Betrachten oder meditierende Gehen des Kreuzweges dazu.
In unserem Schriftenstand im Turm der Clemenskirche, im Pilgerhaus (Bernsmeyerhaus) an der Ems und im Pfarrbüro erhalten sie Gebetshefte, um den Kreuzweg an der Ems zu beten. Hier können Sie das Andachtsheft als PDF herunterladen.
Besonders für Familien haben wir auch einen Actionbound zum Kreuzweg angelegt. Dazu sollten Sie sich am besten zu Hause die App Actionbound aus dem Apple App-Store oder aus dem Google Play-Store herunterladen und mit dieser den QR-Code hier oder am Beginn des Kreuzweges einscannen.
Texte Heinrich Tietmeyer (1984 - 2004 Propst und Wallfahrtsrektor in St. Clemens Telgte, 2021 verstorben)
Fotos: St. Marien Telgte / Richard Schu-Schätter
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Wir sind im Begriff, mit Jesus den Weg zu gehen, den er vor fast 2000 Jahren gegangen ist: den Weg vom Ort seiner Verurteilung, der Burg Antonia in Jerusalem, bis hin zum Hügel Golgotha vor den Toren der Stadt.
An 12 Stationen wollen wir der Ereignisse gedenken, die sich damals abgespielt haben. Wir wollen sie betrachten aus der Sicht von Menschen, die damals beteiligt waren und zugleich bedenken, was sie uns zu sagen haben für unseren Lebensweg. Das gilt auch dann, wenn wir unseren Lebensweg nicht so sehr als Kreuzweg erfahren, sondern als einen Weg des Lebens, den wir in Freude und Zuversicht gehen dürfen. Wir sind eingeladen, an den verschiedenen Stationen inne zu halten und nachzudenken: nicht nur über den letzten Weg Jesu hin zum Kreuz, sondern auch über unseren eigenen Weg des Lebens
"Ich bin dazu gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. (Joh. 18,31)
In aller Frühe bringen sie einen Mann zu Pilatus. Er habe von sich behauptet, ein König zu sein, und deshalb müsse er zum Tode verurteilt werden. Nun steht dieser Mann - Jesus von Nazareth - gefesselt, aber aufrecht vor ihm. Pilatus kommt nach dem Verhör zu der Einsicht: dieser Mann ist eher ein religiöser Schwärmer als ein ernst zu nehmender politischer Gegner. Er ist von seiner Unschuld überzeugt. Deshalb will er ihn auspeitschen lassen und denkt, damit wäre die Sache erledigt.
Aber die Ankläger machen ihm klar: ,.Wenn du den frei lasst, bist du kein Freund des Kaisers mehr." (Jo. 19,12) Das geht ihm an den Nerv. Das konnte ihn seine Karriere kosten. Deshalb verurteilt er Jesus zum Tode, obwohl er eigentlich von seiner Unschuld überzeugt ist.
Manchmal wird auch von mir erwartet, dass ich zu anderen Stellung nehme - nicht gerade als Richter; aber man erwartet, dass ich so urteile (vielleicht auch verurteile), wie andere es mochten. Habe ich dann genügend Charakter, anders zu urteilen, als die anderen? .... nicht einfach Menschen oder Menschengruppen zu verurteilen, weil es alle tun oder weil sie mich sonst schief ansehen würden? Ist mir nicht auch manchmal - wie dem Pilatus - meine eigene Haut wichtiger als Wahrheit und Gerechtigkeit?
Gebet:
Vater im Himmel, Pilatus hat Jesus zum Tode verurteilt, weil er um seine Stellung fürchtete. Obwohl er von seiner Unschuld überzeugt war, verurteilte er ihn, um seiner Karriere
nicht zu schaden. Hilf mir, Gerechtigkeit und Liebe höher zu schätzen als das eigene Fortkommen und den eigenen Vorteil.
Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir bis du kommst in Herrlichkeit.
"Nicht mein, sondern dein Wille geschehe." (Lk. 22,42)
Pilatus hat Jesus zum Tod am Kreuz verurteilt. Er hat den Stab über ihn gebrochen. Das heißt, dass der Verurteilte nicht nur grausam am Kreuz sterben wird, sondern auch, dass er selber den Kreuzesbalken zur Richtstätte tragen muss. Jesus weiß, was es bedeutet, als man das Kreuz herbeischleppt. Seine Gedanken und Gebete in diesem Augenblick könnten so ausgesehen haben: „Vater, ich habe Angst! Wie soll ich das nur durchstehen: das schwere Kreuz tragen, das zugleich mein Todesholz ist? Und dazu die Rohheit der Soldaten und den Spott der Menschen. Vater, ich will dieses Kreuz annehmen und deinen Willen erfüllen. Gib du mir die Kraft dazu.“ Und er nimmt sein Kreuz an, und er geht den Weg in der Gewissheit, dass dieser Weg nur noch Kreuzweg sein wird.
In jedem Leben gibt es Situationen, in denen Schweres auf einen zukommt: eine Krankheit, die unausweichlich ist – der Tod eines lieben Menschen – etwas Schweres, vor dem man große Angst hat. Wann und wo gab es das oder gibt es das auch in meinem Leben?? Bin ich bereit – wie Jesus – das als Kreuz anzunehmen entsprechend seinem Wort: „Wer mein Jünger sein will, der muss sein Kreuz auf sich nehmen und mir nachfolgen.“ (Mk. 8,34)
Gebet:
Vater, auch in meinem Leben gibt es Kreuz und Leid. Gib auch mir die Kraft, das Kreuz mutig anzunehmen. Lass mich darauf vertrauen, dass ich gerade darin ihm nachfolge, der gesagt hat: Wer mein Jünger sein will, der nehme sein Kreuz auf sich. Nur so kann er mir nachfolgen.
Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir bis du kommst in Herrlichkeit.
"Er trug die Sünden von vielen und trat für die Schuldigen sein." (Jes. 53,12)
Das Kreuz drückt unendlich schwer. Ein kleines Stolpern genügt, und Jesus fällt mit dem Kreuz zur Erde. Er hatte ja gesagt zum Kreuz: das ist wahr. Aber es war wohl schwerer als er dachte: der Kreuzesbalken und das Annehmen aller Beschwerden, die dieses Kreuz mit sich bringt. Aber er will die körperliche und geistige Kraft aufbringen, wieder neu ja zu sagen zu diesem Kreuz. Und er steht auf schultert es von neuem.
Und ich? Da habe ich geglaubt, spielend mit diesem oder jenem in meinem Leben fertig zu werden. Und dann musste ich feststellen, dass es nicht nur einmal mein Ja erforderte, sondern immer wieder neu – auch dann, wenn mich dieses Kreuz zu erdrücken droht. Bringe ich dazu die Kraft auf?
Gebet:
Vater, manchmal stolpere ich über Dinge in meinem Leben, die mir zunächst nicht so schwer erschienen und stürze darunter, so dass sie mich zu erschlagen drohen. Gib mir die Kraft, wieder aufzustehen und meinen Weg weiter zu gehen – auch mit dem Kreuz.
Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir bis du kommst in Herrlichkeit.
"Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder, Schwester und
Mutter." (Mk. 3, 35)
Maria hat erfahren, dass Jesus zum Kreuzestod verurteilt war. Sie wartet am Weg, um ihn noch einmal zu sehen. Der Anblick ihres geschundenen und mit dem Kreuz beladenen Sohnes erschüttert sie bis ins Herz. Und aus der Tiefe ihres Herzens kommen die Gedanken: „Ist es wirklich der Wille Gottes, dass Jesus dieses Kreuz tragen muss? Ich habe seinen Weg nie so ganz verstanden; aber diese Erniedrigung und dieses Leid übersteigt alles. Mit einem Wort will ich ihm wenigstens deutlich machen, dass ich bei ihm bin: innerlich und äußerlich.“ Und sie wendet sich ihm zu und sagt nur seinen Namen: Jesus. Sie weiß, dass ihm das Trost und Kraft bedeutet.
Manchmal begegne auch ich Menschen, die mir nahe stehen und die Unsägliches leiden müssen. Die Fragen sind unendlich größer als die Antworten. Viel reden ist oft nicht möglich und auch nicht angebracht. Aber ein Wort, das Verbundenheit und Nähe ausdrückt, kann da unendlich viel bedeuten.
Gebet:
Gott, unser Vater, manchmal stehe ich fassungslos und völlig ratlos vor dem Leid von Menschen, die mir nahe stehen oder die mir anvertraut sind. Gib mir den Mut, ihnen durch eine Geste, einen Blick oder ein gutes Wort meine Nähe und Anteilnahme deutlich zu machen.
Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir bis du kommst in Herrlichkeit.
"Wer mein Jünger sein will, der nehme sein Kreuz auf sich und folge mir
nach." (Mt. 16, 24)
Simon kommt vom Feld. Er will nach Hause, um den Feierabend zu genießen. Als er den Zug mit den Soldaten und dem Verurteilten in der Mitte auf sich zukommen sieht, wechselt er die Straßenseite, weil er damit nichts zu tun haben will. Aber da kommen zwei Soldaten auf ihn zu und – ehe er sich’s versieht – zwingen sie ihn, den Kreuzesbalken für Jesus zu tragen.
In seinem Innern lehnt sich alles auf: „Was habe ich mit diesem Verurteilten zu tun? Warum soll gerade ich ihm helfen? Eine Unverschämtheit, was sich die römischen Soldaten mit mir leisten!“ Erst sehr viel später weiß er, wem er da geholfen hat, und er ist froh, dass er helfen durfte.
Auch in meinem Leben gibt es Situationen, wo ich völlig unvorbereitet gezwungen werde zu helfen, obwohl ich eigentlich gar nicht will – wo ich durch die Umstände gezwungen werde, für andere etwas zu tun, was ich am liebsten weit von mir weisen würde. Bei Simon ist das Wort Jesu Wahrheit geworden: Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.
Gebet:
Gott, unser Vater, dein Sohn Jesus hat den Dienst des Simon angenommen, auch wenn Simon erst sehr viel später innerlich sein Ja dazu sagen konnte. Mache auch mich bereit, anderen in ihrer Not zu helfen, selbst wenn es mir nicht sofort gelingt, das mit freudigem Herzen zu tun.
Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir bis du kommst in Herrlichkeit.
"Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden." (Mt. 5,7)
Veronika, eine Frau aus dem Umkreis Jesu, steht am Wegrand und sieht voller Trauer den Zug mit dem Verurteilten. Blut und Schweiß rinnen ihm von der Stirn übers Gesicht. Sie sieht es, und Mitleid steigt in ihrem Herzen auf: „Wie kann man nur so mit einem Menschen umgehen?! Ist denn niemand da, der ihm die Möglichkeit gibt, Blut und Schweiß aus dem Gesicht zu wischen?“ Und sie geht einfach auf ihn zu und gibt ihm ihr Tuch. Es ist ihr gleich, was die Leute denken und die Soldaten tun. Und wenn sie sie auch schlagen würden oder sogar festnehmen würden, das wäre ihr jetzt gleich.
Angesichts der Tat von Veronika sollte ich mich fragen: Berührt mich die Not anderer? Oder lasse ich sie gar nicht erst an mich heran kommen? Schaue ich lieber weg und suche mir Entschuldigungen: Was sollen die anderen denken? Was könnten mir daraus für Nachteile entstehen? Oder kann ich über alle dem stehen und meinem Nächsten den nötigen Liebesdienst erweisen?
Gebet:
Herr, unser Gott, Veronika war eine tapfere Frau. Sie war bereit zu einem Liebesdienst, auch wenn er ihr Unverständnis und Unannehmlichkeiten bringen würde. Mache auch mich bereit zur guten Tat am Mitmenschen, selbst wenn das nicht die Zustimmung meiner Umgebung findet.
Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir bis du kommst in Herrlichkeit.
"Weint über euch und eure Kinder." (Lk. 23, 28)
Frauen stehen am Weg. Das Mitleid mit Jesus rührt sie zu Tränen. Sie jammern und klagen über das, was man ihm antut. Aber Jesus macht ihnen klar: „Weint nicht über mich. Weint vielmehr über euch und eure Kinder.“ (Lk. 23, 28)
Was mag wohl in den Köpfen und Herzen der Frauen vorgegangen sein bei diesen Worten? Sie werden sich gefragt haben: „Darf man denn nicht weinen über all das Schreckliche, das hier mit Jesus passiert?“ Aber vielleicht haben sie begriffen: Die Ursachen für all dieses liegen nicht nur bei Pilatus, nicht nur bei den Anführern der Juden oder bei den Soldaten; die Ursachen liegen auch bei uns – bei unseren Sünden. Wenn wir nicht anfangen, uns im Kern zu ändern und zunächst Gott zu suchen und nicht uns selbst, dann führt das eben zu solchen Konsequenzen.
Jammere nicht auch ich manchmal über die Schlechtigkeit und Bosheit der Menschen? Dabei sollte ich mir bewusst sein, dass auch bei mir der Grund für solche Schlechtigkeit und Bosheit liegt. Könnte nicht auch mein Tun die Ursache für manches Schlimme in der Welt sein?
Gebet:
Gott, unser Vater, dein Sohn hat den Frauen am Rande des Weges deutlich gemacht, dass jammern und klagen über die Schlechtigkeit der Welt nicht ausreicht. Es gilt, die Ursachen zu sehen und sie immer neu im eigenen Leben anzugehen. Hilf mir, das zu erkennen und entsprechend zu handeln.
Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir bis du kommst in Herrlichkeit.
"Einen Leib hast du mir geschaffen. Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun. " (Hebr. 10, 5.7)
Bei den Römern war es üblich, den zum Kreuzestod Verurteilten zunächst die Kleider weg zu nehmen. Auch Jesus muss die Entwürdigung über sich ergehen lassen. Nackt und bloß steht er da, den gierigen Blicken der Umstehenden preis gegeben. „Bloßstellen müssen wir ihn“, so hatten seine Feinde sich das gedacht. „Bloßstellen und ihn so innerlich fertig machen, das ist die beste Methode, ihn zum Schweigen zu bringen.“
Wie gehe ich mit Menschen um, die ich als meine Gegner oder Feinde ansehe? Bin nicht auch ich manchmal bereit, zu denselben Mitteln und Methoden zu greifen: sie bloß zu stellen durch Worte oder negative Geschichten, die ich über sie erzähle? Wessen Ehre trete ich in den Dreck durch Verächtlichmachung oder zynische Bemerkungen?
Gebet:
Gott, unser Vater, du hast jedem Menschen seine eigene Würde gegeben. Lass mich die Würde meiner Mitmenschen achten und der Versuchung widerstehen, sie bloß zu stellen in Wort und Tat.
Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir bis du kommst in Herrlichkeit.
"Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." (Lk. 23, 24)
Welche Grausamkeit setzt es doch voraus, einen Menschen lebendig an Händen und Füßen anzunageln?! Ob in dem Soldaten, der dieses Werk tun muss, nicht Mitgefühl aufkommt mit seinem Opfer? Aber nein! Er darf hier kein Gefühl und Mitleid aufkommen lassen und schon gar nicht nach außen hin zeigen. Das würde ihm als Schwäche ausgelegt ! Also schlägt er unbarmherzig die Nägel ein und ist froh und vielleicht auch stolz, dass er hart geblieben ist und keine menschlichen Regungen gezeigt hat.
Glaube nicht auch ich manchmal im Leben, hart sein zu müssen? Nur keine menschlichen Regungen zeigen!? Es könnte mir als Schwäche ausgelegt werden! Wo und wem gegenüber müsste ich dem Mitfühlen und den menschlichen Regungen mehr Platz geben? – selbst wenn es sich dabei um jemanden handelt, den ich nicht leiden kann?
Gebet:
Gott, unser Vater, dein Sohn hat uns gelehrt, sogar die Feinde zu lieben. Mir fällt es oft schon schwer, gegenüber Menschen, die mir etwas angetan haben, Mitgefühl und menschliche Regungen zu zeigen, weil ich ihnen gegenüber völlig verhärtet bin. Brich die Härte meines Herzens auf, und lass mich zu einem Menschen werden, der sein Herz nicht einmal vor den Feinden verschließt.
Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir bis du kommst in Herrlichkeit.
"Es ist vollbracht!" (Joh. 19,30).
In unbändiger Qual hängt Jesus am Kreuz. Und darunter Maria und der Jünger Johannes. Maria vertraut er dem Jünger an – und den Jünger Maria. „Siehe dein Sohn! Siehe deine Mutter!“ (Jo. 19, 26f) Dann neigt er sein Haupt und stirbt. Der Hauptmann, der die Hinrichtung geleitet hat, sticht mit einer Lanze in die Seite Jesu, um sicher zu sein, dass er wirklich tot ist. Aber er ist nachdenklich geworden und bekennt: „ Wahrhaftig, das war Gottes Sohn!“ (Mt. 27, 54)
Weil er sich zum König gemacht hat, deshalb war Jesus zum Tode verurteilt worden. Aber ein König kann nur der sein, der Macht hat. Vielleicht ist dem Hauptmann in dieser Stunde aufgegangen, dass es nicht nur die Macht gibt, die sich im Herrschen über andere manifestiert, sondern auch die Macht der Liebe, die im Kreuzestod Jesu deutlich wird.
In Jesus Christus wird deutlich, dass die Macht der Liebe die entscheidende Kraft ist: eine Kraft, die weiter reicht als alle Streitkräfte und Mächte der Welt. Spielt sie auch in meinem Leben eine entscheidende Rolle? Bin ich, wie Jesus, bereit, für diese Liebe mit meinem Tun und Lassen und - wenn es sein muss - auch mit meinem Leben ein zu stehen?
Gebet:
Gott, unser Vater, dein Sohn hat die Liebe nicht nur als Gebot verkündet, er hat sie gelebt bis zum Tod am Kreuz. Die Macht der Liebe ist es, die sein Leben bestimmte und die mir in seinem Tod vor Augen geführt wird. Ich danke dir für diese Liebe und bitte dich: Lass auch mich ganz von einer solchen Liebe durchdrungen sein.
Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir bis du kommst in Herrlichkeit.
"Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein;
wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht." (Joh. 12,24)
Jesus ist vom Kreuz abgenommen. Jetzt gilt es, ihm denletzten Liebesdienst zu erweisen. Sein toter Leib muss beerdigt werden noch vor dem Sabbat! Josef von Arimathäa hat das in die Hand genommen und ist bereit, Jesus in dem für sich selbst vorgesehenen Grab zu bestatten. Frauen helfen dabei. Da bleibt nicht viel Zeit zur Trauer. Da muss gehandelt werden. Und doch bleiben die Fragen! Ist das nun das Ende dieses Jesus? Und soll das, was er zu sagen und zu verkünden hatte, damit auch untergegangen sein? Ist dies nun das Ende von allem? Sie können es nicht glauben – selbst wenn sie jetzt kaum Zeit haben, darüber nachzudenken.
Manchmal müssen wir liebe Menschen, aber auch lieb gewordene Gedanken und Vorstellungen begraben. Das ist nicht immer leicht. Es geht nur, wenn wir die Hoffnung haben können, dass Neues, Besseres entstehen kann. Bei Jesus wissen wir, dass aus seinem Tod neues Leben kam und das, was er verkündete und lehrte, mit seinem Tod nicht untergegangen ist, sondern durch diesen Tod zur Vollendung kam. Solche Hoffnung gilt auch für uns und unser Leben.
Gebet:
Gott, unser Vater, Josef von Arimathäa und einige aus dem Jüngerkreis haben deinem Sohn den letzten Dienst erwiesen und seinen Leichnam der Erde übergeben. Für Trauer und Fragen blieb nicht viel Zeit. Und doch glaubten und hofften sie, dass das nicht einfach das Ende sei. Schenke auch mir einen solchen Glauben und eine solche Hoffnung.
Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir bis du kommst in Herrlichkeit.
Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt." (Mt. 28,20)
Frauen wollen die Salbung des Leichnams Jesu, die bis zum Anbruch des Sabbats nicht mehr möglich war, nachholen. Ihre große Sorge war: „Wer könnte uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen?“ (Mk. 16,3) Aber als sie hinkommen, ist er schon weg gewälzt. Sie gehen hinein und finden den Leichnam Jesu nicht. Maria Magdalena – eine der Frauen – sucht völlig kopflos in der Umgebung nach ihm. Sie fragt den Erstbesten, den sie trifft: „Herr, wenn du ihn weg gebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen.“ (Jo. 20, 15) Der wendet sich um und sagt nur ihren Namen: „Maria!“ Da weiß Maria: Es ist der Herr. Er ist nicht mehr im Tode. Er lebt und ist von jetzt an bei ihnen. Sie kann ihn nicht festhalten, wie sie es wohl möchte; aber voll Freude geht sie zu seinen Jüngern und. verkündet: „Ich habe den Herrn gesehen!“ (Jo. 20, 18)
Der Herr ist auch heute noch unter uns – fast 2000 Jahre nach diesem Ereignis. Er spricht uns an mit unserem Namen – wie Maria. Er ist als der Auferstandene geheimnisvoll unter uns in seinem Wort und Sakrament. Wir können ihn nicht festhalten – so wenig wie Maria von Magdala. Aber er ist da und geht mit uns durch die Zeit bis wir einmal mit ihm vollendet sind in seinem Leben.
Gebet:
Gott, unser Vater, Jesus, dein Sohn, ist nicht im Tode geblieben. Er ist auferstanden und lebt noch heute mitten unter uns. Er spricht auch mich an mit meinem Namen und will mich einmal teilhaben lassen an seinem Auferstehungsleben. Lass mich das auf meinem Lebensweg nicht vergessen – gerade dann nicht, wenn ich Kreuz und Leid zu tragen habe wie er.
Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir bis du kommst in Herrlichkeit.